Verschwörungserzählungen

Veröffentlicht am 08.04.2021 in Veranstaltungen

Komplizierte Welt - Einfaches Denken

Warum macht der SPD-Ortsverein Eching eine Online-Veranstaltung zu Verschwörungsgeschichten?
(Zugangscode hier).
Fällt denen in der Coronakrise nichts besseres ein? Es gäbe sicher viele andere wichtige Themen, aber das Thema Verschwörungsgeschichten hat gerade jetzt große Bedeutung – für die Gesellschaft, für die Politik, für jeden von uns.

Warum?
Die Coronakrise schüttelt unsere Gesellschaft durcheinander. Eine gesundheitliche Gefahr für alle, die wir so noch nicht erlebt haben - bin hin zum Tod. Einfach durch ein Virus, das die allermeisten von uns ohne einschlägiges Studium nicht verstehen. Es fordert die Kapazitäten des politischen Systems Krisen zu bewältigen extrem - überfordert sie.

Für uns Bürgerinnen und Bürger
bringt die Pandemie Einschränkung von Freiheiten in einem noch Anfang letzten Jahres unvorstellbaren Umfang: Stille in den Geschäften, Kinos, Stadien, Theatern, überall dort, wo Menschen sich normalerweise begegnen, nächtliche Ausgangssperren usw. Schule – ja, nein, manchmal? Arbeit – ja, nein, Kurzarbeit?


Hier die Aufzeichnung von der Veranstaltung:


Wir wollen/müssen die Krise hinter uns lassen, mit möglichst wenig Toten, möglichst wenig Leuten mit Post-Covid-Krankheiten, wenig gravierende biografische Spuren an den Kindern und Jugendlichen, denen jetzt schon das Jahr ohne normales Lernen und Leben miteinander sehr zusetzt. Das erfordert eine Gesellschaft die wahrheitsfähig, politikfähig und solidarisch ist, und dies hängt zusammen und hat viel zu tun mit Verschwörungsgeschichten.

Wahrheitsfähig
Die Welt, die Wirklichkeit, mit der wir es zu tun haben – Erderwärmung, Klima, Ungleichheit, Armut usw. - müssen richtig erkannt und analysiert werden. Das machen die Wissenschaften. Ein wissenschaftliches Weltbild gehört zu Moderne. Noch nie war Wissenschaft so wichtig wie heute. Der Klimakrise und jetzt aktuell dem Covid 19 Virus ist nur mit Wissenschaft beizukommen, nicht mit wilden Erzählungen, Mythen, Theorien, die keinem Diskurs, keiner Überprüfung standhalten. Verschwörungsgeschichten sind Gegenmodelle zur Wahrheit.

Politikfähig
Politiker*innen brauchen einen klaren Blick auf die Welt, auf die vielen Probleme. Der kann nur durch das Zusammenspiel der Wissenschaften entstehen und durch den demokratischen Diskurs. Erkenntnisse veralten, können sich widersprechen, neue entstehen, und am Ende – oder am Anfang - politischer Lösungen brauchen wir ein Mindestmaß an Gemeinsamkeit. Wenn aber kein Grundkonsens über Wirklichkeit und Wahrheit mehr möglich ist, wie sollte dann eine Entscheidungsfindung erfolgen?

Und Solidarität?
Wir leben in einer Gesellschaft im Trend der Individualisierung, ja Singularisierung. Jeder hat die Freiheit, aber auch den Zwang, mit seinem Leben selbst etwas anzufangen – möglichst viel, wenn nicht alles mitzunehmen, wie uns Tag für Tag suggeriert wird. Aber vielen glückt es nicht, wegen der Komplexität der modernen Gesellschaft, vor allem aber wegen ihrer Ungleichheiten. So wird die Erwartung, dass alle ihr Leben zu etwas Einmaligem, Singulärem gestalten sollen, paradox, da bei weitem nicht alle dazu die gleichen Chancen haben, nicht die Bildung, Ausbildung, nicht die Erwerbsarbeit oder das Einkommen - aber alle suchen nach Anerkennung, Selbstwert, Teilhabe.

Die Soziologie nennt das Anomie – einen Zustand, in dem Werte allgemein geteilt werden, die Mittel sie zu erreichen aber höchst ungleich verteilt sind. Gegen diesen Zustand anzugehen ist politische Solidarität.

Was zeigt sich in den Verschwörungsgeschichten?
Die Kehrseite der Moderne, der modernen Gesellschaft. Verschwörungsgeschichten öffnen ein weites Feld für Ersatzlösungen, Narrative, Theorien, Mythen, die – angeblich – unseren Bedürfnissen entgegenkommen, Bedürfnissen nach einfachen Weltbildern, einfachen Lösungen, Schuldzuweisungen und vielen helfen sie, mit sich und ihrem Schicksal, ihrer Lage klarzukommen, mit den Bedürfnissen nach Anerkennung und Selbstwert. Durch Erzählungen, in denen sie gut, erfolgreich sind oder wenigstens Opfer anderer Mächte, die sie persönlich entlasten. Mit irgendeiner Gruppe, in einem Milieu, einer Weltanschauung, einem kollektiven Narrativ wird es doch klappen, dass ich mich einmalig, wichtig, wirksam, anerkannt empfinden kann.

Angebote in diese Richtung zu liefern ist ein sich weitendes „Geschäftsmodell“. Der Kapitalismus macht sich jedes Bedürfnis zu eigen, mit dessen Befriedigung Geld zu verdienen ist.

Nun kann in einer freien Gesellschaft jeder Mensch nach seiner Fasson selig werden, wenn, wenn er nicht anderen oder dem Gemeinwesen gefährlich wird. VGs sind für Biografien, Familien, Freundschaften gefährlich.

Das Gefährliche für die Gesellschaft
Diese Erzählungen führen zu keinerlei Praxis, die wirklich problemlösend wäre. Allenfalls fördern sie Demonstrationen, bei denen alle AHA-Regeln missachtet werden, Gewalt, Rechtsextremismus. „Flucht“ – als einer Form der Reaktion auf die Moderne - und alles bleibt beim Alten.

Wir sollten uns nicht nur aufregen, sondern auch sehen, gerade jetzt, wie zentral ein altes und immer neues Feld für die Sozialdemokratie ist: Solidarität mit den Benachteiligten, eine Politik, die Ungleichheiten verringert. Nur eine gerechte Gesellschaft ist auch zu großen Leistungen fähig, wie sie z. B. jetzt im Kampf gegen die Erderwärmung anstehen. Jede Form der Verschwörungs-geschichten ist Verschwendung, Selbstbetrug, Betrug an der Gesellschaft, der Zukunft.

Peter Bierl
wird uns kundig und ausführlich die Verschwörungsgeschichten, Verschwörungsnarrative vorstellen und analysieren.

Nun noch zum Abschluss ein Gedanke in diesem Zusammenhang zum Ortsverein. Wir sind, was Verschwörungsgruppen nicht sind: Vielfältig, divers, offen, das Bedürfnis da mitzumachen, sich einzubringen etwas zu bewirken eint uns. Und tolerant: Fahrradler*innen und Motorradler*innen, auch Autofans; Bayern, 60er und HSV-Fans, Zuagroaste und Indigene, Gender-Bewusste und, na ja, halt auch einfach nur Menschen … Und über allen die sozialdemokratischen Werte: Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität.

 
 

Aktuelles

 


Der Ortsverein der SPD-Eching lässt seinen Twitter-Account bis auf Weiteres ruhen. Begründet wird dies mit den unklaren Strategien, der wahrscheinlichen Aufgabe politischer Unparteilichkeit und der fragwürdigen Wertvorstellungen des neuen Eigentümers der Kurzmitteilungsplattform. Sobald mehr Klarheit und Transparenz in der Unternehmenspolitik erkennbar ist, wird der Verein eine Entscheidung treffen.

Gleichzeitig prüft die SPD-Eching, ob das in Deutschland entwickelte Netzwerk Mastodon eine mögliche Alternative sein kann. Es ist dezentral organisiert, hat aber bislang weniger Reichweite und weniger Features als Twitter.

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Solidarität mit der Ukraine, Nein zu Putins Krieg, Frieden jetzt!

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