8. März 2021 - Internationaler Weltfrauentag

111 Jahre nachdem Clara Zetkin auf der zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentages vorgeschlagen hat, beschäftigt uns mehr als alles andere ein Virus. Die Pandemie hat unser Leben verändert und legt die Finger in viele Wunden. So ist es kaum verwunderlich, dass auch in Zeiten von Corona deutlich wird, dass die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen noch immer sehr viel Verbesserungspotenzial aufweist.
Frauen, die mehr als Männer, in sogenannten systemrelevanten Berufen tätig sind - beispielsweise als Kassiererinnen im Supermarkt oder als Mitarbeiterinnen in sozialen Institutionen – wurden zwar gerade zu Beginn des ersten Lockdown als Heldinnen gefeiert, aber es bleibt abzuwarten, ob diese Berufsgruppen und ihre oftmals sehr herausfordernden Arbeitsbedingungen auch nach Corona im Zentrum des Interesses sind oder alles beim Alten bleibt.
Auch bei der Betreuung der Kinder, die aufgrund der zeitweisen Schließungen von Schulen und Kitas, ausschließlich zuhause stattfinden musste, haben die Frauen nicht nur statistisch den Löwenanteil übernommen. Umfragen (vgl. Bericht des WSI der Hans Böckler Stiftung) zufolge lässt sich konstatieren, dass „die Corona-Krise die Gefahr einer Re-Traditionalisierung birgt“, weil sehr viel öfter die Mütter und nicht die Väter die Mehrbelastung tragen, ob bei der Betreuung zuhause oder bei der Inanspruchnahme von Kinderkrankheitstagen, wenn diese - nach der Öffnung von Schule und Kita – auch mit einer leichten Schnupfennase oder ersten Anzeichen von Husten und Halsschmerzen nicht ihre jeweilige Einrichtung besuchen dürfen.
Generell gibt es – so der Bericht des WSI weiter - „eine Diskrepanz der Verteilung von Sorgeaufgaben (dazu zählt auch die Betreuung von älteren Familienmitgliedern) zwischen in heterosexuellen Paarbeziehungen lebenden Frauen und Männern. Dieses Phänomen wird als Gender Care-Gap bezeichnet.“ Dies hat nicht nur Folgen in sogenannten schlechtbezahlten Frauenberufen. Wissenschaftlerinnen sind beispielsweise laut Befragungen ebenso davon betroffen und müssen seit Ausbruch der Pandemie mit einem Produktivitätsverlust zurechtkommen. „Während sich für Männer durch die Krise und Homeoffice kaum etwas verändert, z. B. in Form von weniger Veröffentlichungen, wurden Frauen, insbesondere wenn sie Kinder haben, ausgebremst.“ Einen Grund sehen die Verfasserinnen des Berichts „in traditionellen Geschlechterrollen, was dazu führen kann, dass sich weibliche Personen mehr kümmern müssen oder kümmern wollen bzw. glauben, sich kümmern zu müssen.“
Doch nicht nur in Krisenzeiten offenbaren sich weiterhin Ungerechtigkeiten. Die nach wie vor geringere Bezahlung ist dabei nur ein Beispiel. Letztendlich ist das Benennen der Problemfelder der erste wichtige Schritt in Richtung positiver Veränderung. Deshalb möchten wir von Ihnen wissen:
Wo sehen Sie persönlich Nachholbedarf bei der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern? Was würden Sie ändern, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten? Was sind in Ihren Augen geeignete Maßnahmen, um endlich dem Ziel der Chancengleichheit nahe zu kommen? Schreiben Sie uns oder hinterlassen Sie einen Kommentar: Wir sind gespannt auf Ihre Meinung und freuen uns auf einen Austausch mit Ihnen!