von Jürgen Schechler
In Deutschland scheint es ein Bildungsgen zu geben. Warum? Nun, wie anders ist es zu erklären, dass von allen Gymnasiasten in Deutschland im Jahr 2011 nur 10 Prozent Eltern haben, die als höchsten allgemeinen Schulabschluss entweder einen Hauptschul- oder keinen allgemeinen Schulabschluss hatten.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Streitigkeiten um die passenden Formulierungen im längst erhobenen Armuts- und Reichtumsbericht scheint mir der Zusammenhang zwischen Vermögensverteilung und Bildungsstand maßgeblich.
Dass wir in Deutschland seit Langem erhebliche Ungleichverteilungen beim Nettovermögen haben ist unbestritten. Es ist kaum verwunderlich, dass die in der jüngeren Vergangenheit zunehmend ungleiche Einkommensverteilung zu einer weiteren Verstärkung der Ungleichverteilung beim Vermögen geführt hat. Aber bei diesen monetären Leistungszahlen darf nicht vergessen werden, dass vor der Einkommensverteilung die Bildungsabschlussverteilung bzw. die Frage der Bildungschancengleichheit steht.
Auch die umgekehrte Sichtweise ist erschreckend: Von den Hauptschülern Deutschlands hatten nur 12 Prozent in 2012 Eltern mit Abitur oder Fachhochschulreife. So kann auch die Debatte um die Studiengebühren relativiert werden: Der Kampf um die Bildungsgerechtigkeit findet nicht an der Hochschule, sondern in der Kindertagesstätte und an der Schule statt!
Quelle: Statistisches Bundesamt